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ich nickte mit dem mundgeruch

Cover: ich nickte mit dem mundgeruch

Landt, Jürgen
EDITION GET UP & SHINE
ISBN 3-934355-00-5
DM 15,-

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Dieses Buch erschien 1999 und enthält Illustrationen von Cathleen Heilmann.

Zum Inhalt:
"also, am gesunden ohr ist nichts, und im kranken sehe ich auch nichts! zeigen sie mir mal ihre füße!"
ich dachte 'oh nein!', und dann zeigte ich ihr die mistigen dinger.
tage- und nächtelanges tresenstehen hatte sie schwarz gemacht.
sie befühlte punkte auf dem spann, und wir schauten uns meine dreckigen füße an.
"meine güte, haben sie bei der hitze eiskalte füße! sie können sich wieder anziehen!", sagte meine ärztin und ging eilig zum waschbecken.
ich hätte nie gedacht, daß ich meine füße zeigen muß, wenn ich mit
ohrenschmerzen zum arzt gehen würde. wieder eine premiere.

Rezension: Kleine Katastrophen des Alltags von Wolfgang Gabler
der mann ließ die jalousie seines nachttraumes hochschnellen, betrachtete das strahlen der straßenlaterne und wartete, bis ihr am nächsten tag das licht ausging
So lautet der letzte Satz im jüngsten Erzählband des Greifswalder Autors. Ein solcher Satz erscheint nicht zufällig an solch auffälliger Stelle. Liest man ihn mehrmals, spürt man seine angespannte Tristesse. Ein Tonfall, der in früheren Texten Landts weniger hörbar war. Doch diese Gefühlslage wird gleichsam mit wortspielerischem Humar durchsetzt: Der Straßenlaterne geht das Licht aus wie dem Mann in einer anderen Geschichte die Zähne oder das Geld. Dadurch wird die Traurigkeit nicht kleiner, aber die Stimmung komplexer. Und in der konzentrierten Darstellung mehr oder weniger schlecht gemischter Gefühle findet sich Jürgen Landts hier und anderswo weitgehend unentdeckte Meisterschaft, und es bewährt sich erneut seine ausgereifte Schreibkunst.
Charakteristisch sind unscheinbare Alltagsszenen ... Oft hält er sich an Orten auf, die auf irgendeine Weise mit einem Ruch behaftet sind: im Krankenhaus oder in einer Psychiatrie, in Kneipen zu empörend später Stunde, im Bett am Vormittag. Diese Auffälligkeit erhält ihren faszinierenden Reiz jedoch erst durch die Art der Aufmerksamkeit, die der Erzähler diesem Mann widmet....
Verfremdung ist am ehesten das Stichwort für die distanzierte Weltsicht, die in Jürgen Landts Geschichten herrscht. Sie zielt jedoch nicht auf die Belehrung des Lesers, sondern verleiht den Texten einen enormen Witz und erzählerische Genauigkeit.... Was nach den Gesetzen der Optik unmöglich ist, gelingt in Landts Kunst: ein Vorgang wird gleichzeitig in Distanz gebracht, dabei trotzdem wie unter einem Mikroskop betrachtet und radikal ins Extrem geführt....
Der Erzähler dieser Miniaturdarstellungen großer Katastrophen gibt sich indessen meist unerschüttert. Wenn die männlichen Hauptfiguren ausrasten, nimmt er das als eher normal zur Kenntnis. Die doppelsinnige Atmosphäre der keinesfalls zu unterschätzenden Texte wird auch diesmal durch die Illustrationen Cathleen Heilmanns kräftig unterstützt. Ihre feinen Bleistiftzeichnungen von Monstren sind Darstellungen von Verwachsungen der Angst und Verzweiflung. Erst auf den zweiten Blick enthüllen sie sich als eigenständige Kommentare zu den Texten, da sie jene Schichten bloßlegen, vor denen vielleicht sogar der Erzähler zurückschreckt.
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(aus der Ostseezeitung vom 22.09.2000)

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